„Kinderbetreuung Jagdberg“: Einzigartige Kooperation startklar

Frau liest kleinen Kindern aus einem Buch vor

Dornbirn, 14. November 2022 – Die Umsetzung des neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes (KBBG) stellt für die Gemeinden eine große Herausforderung dar. Um mit den hohen Anforderungen Schritt halten zu können, setzen Gemeinden vermehrt auf die Potenziale der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit: Sechs Mitgliedsgemeinden der Regio Walgau zeigen mit ihrer künftigen Kooperation einen bisher einzigartigen Lösungsweg auf.

Zu den wichtigsten Anliegen und Verantwortungen der Vorarlberger Gemeinden zählt die Sicherstellung einer bestmöglichen Kinderbetreuung. Gut organisierte erste Bildungsstätten tragen wesentlich zur künftigen Entwicklung unserer Gesellschaft bei. Das neue Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz stellt die Gemeinden allerdings vor große Herausforderungen, betont Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann: „Sehr hohe Qualitätsanforderungen, der Mangel an pädagogischem Personal und ohnehin schwierige finanzielle Bedingungen stellen in der praktischen Umsetzung in kleinen wie großen Gemeinden große Hürden dar.“ Dennoch unternehmen die Kommunen hier enorme Anstrengungen und schöpfen insbesondere die Potenziale von Kooperationen aus. Sie gehen gemeinsame Wege und schaffen eine solide Basis, um die hohen Anforderungen bestmöglich erfüllen und mit der enormen Ausbaugeschwindigkeit Schritt halten zu können.

„Kinderbetreuung Jagdberg“

Die Walgau-Gemeinden haben bereits zahlreiche Erfahrungen mit Kooperationen gesammelt, vor allem auch in der (Klein-)Kinder- und Schülerbetreuung. Sechs davon – die Jagdberggemeinden Düns, Dünserberg, Röns, Satteins, Schlins und Schnifis – haben nun angesichts der neuen Rahmenbedingungen einen weiteren gemeinsamen Schritt gesetzt: Einstimmige Grundsatzbeschlüsse in den jeweiligen Gemeindevertretungen ermöglichen die Einrichtung eines gemeinsamen Trägers für die Koordination, Organisation und Durchführung der Kinderbetreuung bis zu einem Alter von 14 Jahren. Damit wurde der Grundstein für die erste Gemeindekooperation zur durchgehenden Betreuung in diesen Altersstufen gelegt. Starten soll die vorarlbergweit bisher erste derartige Zusammenarbeit bereits mit dem Schuljahr 2023/24. Dem vorausgegangen ist eine umfangreiche Definitions-, Erhebungs- und Workshopphase unter Einbindung der Bürgermeister, der Einrichtungsleitungen, den Themenkreisen Gesellschaft und Soziales und Interkommunale Zusammenarbeit des Vorarlberger Gemeindeverbandes sowie Vertreter:innen des Fachbereiches Elementarpädagogik des Landes.

„Nicht jede Gemeinde wird künftig das gesetzlich vorgegebene Betreuungsangebot im Alleingang erfüllen können. Wir stellen uns als erste Region proaktiv diesen Herausforderungen. Die Vorteile einer gemeinsamen Betreuung von Kindern bis 14 Jahren liegen auf der Hand, weswegen es für uns von zentraler Bedeutung ist, dieses Projekt auch in die Realität umzusetzen“, sagt der Schlinser Bürgermeister Wolfgang Lässer. Schlussendlich seien derartige Leuchtturmprojekte ausschlaggebend dafür, um die Attraktivität der Region zu erhalten und auch auszubauen. „Ziel ist, dass der Ausbau der Betreuungszeit nicht auf Kosten der Qualität geht. Das ist auch der Sinn des Projektes, das von einem Expert:innenteam begleitet wird: Es soll für Eltern als auch für die Gemeinden leistbar bleiben und eine hohe Betreuungsqualität und -quantität sicherstellen. Damit die Umsetzung des gesetzlich vorgegebenen Versorgungsauftrags möglichst unkompliziert und effizient geschieht, kommt vor allem auch der geplanten Koordinationsstelle eine zentrale Bedeutung zu. Wir haben deswegen bereits mit der Ausschreibung für diese Koordinationsstelle gestartet“, ergänzt Simon Lins, Bürgermeister der Gemeinde Schnifis.

Betreuungsplätze sichern

Auch größere Gemeinden haben sich bereits für die Herausforderungen in Sachen Kinderbetreuung gerüstet und sich zu wichtigen Kooperationen zusammengeschlossen, jüngstes Beispiel dafür sind die Gemeinden Rankweil und Sulz. So werden derzeit zwölf dreijährige Kinder aus Rankweil im Kindercampus Sulz betreut. Diese Zusammenarbeit sichert trotz der knappen Ressourcen die Betreuungsplätze für die angemeldeten Kinder ab, denn wie in zahlreichen anderen Gemeinden gab es heuer in Rankweil erstmalig mehr Anmeldungen als verfügbare Plätze.

Strategisches Vorgehen entscheidend

Gelungene Kooperationsprojekte wie diese dokumentieren einmal mehr die große Bedeutung der „interkommunalen Zusammenarbeit“. Dieses Handlungsfeld wurde als eines der insgesamt sechs strategischen Stoßrichtungen des bereits abgeschlossenen Strategieprozesses des Vorarlberger Gemeindeverbands identifiziert. In Sachen Gemeindekooperationen jeglicher Art steht Vorarlberg österreichweit bereits an einer Spitzenposition, weswegen hier weiterhin konsequent unterstützt werden müsse. Ein Ziel sei daher, bestehende Kooperationsmodelle zu optimieren und neue Kooperationen zu initiieren. „Sehr erfreulich ist, dass unsere Gemeinden bereits jetzt in rund 280 verschiedenen Kooperationen zusammenarbeiten. Hier entstehen nicht nur viel Know-how und Best Practice-Beispiele, sondern auch ein guter Nährboden für einen breiten Erfahrungsaustausch und sehr viel Nachahmungspotenzial“, hält Kaufmann fest.

14.11.2022